Informationen und Ratschläge zur Anfertigung von 360-Grad-Aufnahmen

360°-Aufnahmen, Foto: Artur Fuss, CC BY 4.0

Überblick

Information und Dokumentation

Website
Projektwebseite

Verwandte Ergebnisse

Rubrik
Anwendungsbereich
Vermittlungsansatz
Technologie
Entwicklungsstand
Nachnutzung

Im folgenden Abschnitt werden Erfahrungen bereitgestellt, die bei der Anfertigung von 360-Grad-Aufnahmen gewonnen wurden und zukünftigen Filmschaffenden helfen sollen.

Bibliographische Angaben

Institution
Museen der Schwäbisch-alemannischen Fastnacht
Teilprojekt
Kulturgut Fastnacht digital
Autor*innen
Artur Fuss
Veröffentlicht
27.02.2022
Lizenz der Publikation
CC BY-ND 4.0
Kontakt
Ilka Diener
Fastnachtsmuseum Narrenschopf, Bad Dürrheim
info@narrenschopf.de

Organisatorische Vorbereitung eines Drehs

Die fastnächtlichen Bräuche werden mit großem Aufwand lange im Voraus von den Zünften / Städten organisiert. Deshalb ist es wichtig, bereits Monate vor dem Ereignis Kontakt zu verantwortlichen Personen zu suchen, da bereits schon Wochen davor keine Kapazitäten mehr vorhanden sein werden. Folgende Fragen sollten geklärt werden:

  • Ist ein generelles Aufstellen/Anbringen des Kamerasets möglich?
  • Ist ausreichender Abstand möglich?
  • Ist eine Inszenierung möglich, wäre diese authentisch genug?
  • Zeitablauf und Dauer der Bräuche, spielen sich parallel Ereignisse ab?
  • Wo gibt es das ansprechendste Bild / Umgebung? – übersichtliche Orte, schöne Gebäude etc.
  • Was ist den Zünften wichtig gezeigt zu werden?
  • Gibt es außerordentliche Positionen, die sich anbieten würden? – In Brunnen, auf Stangen
  • An- und Abfahrt, da Orte weiträumig geschlossen werden, Übernachtungsmöglichkeiten
  • Equipment Ablagemöglichkeit, Lademöglichkeit
  • Betreuer oder Ansprechpartner während der Aufnahmen
  • Vereinsmitglieder informieren, dass eine Kamera mitten auf der Straße stehen wird, ausreichend Abstand zu Zuschauern, die das Bild ruinieren könnten
  • Vorurteile klären und das Kameraset zeigen, erklären, dass kein Fernsehteam kommt – die Leute konnten sich nichts unter 360-Grad Vorstellen

Beispiel eines Drehplans nach Absprache mit den Organisatoren befindet sich im Anhang.

Technische Vorbereitungen eines Drehs

Nachdem die Organisation geklärt wurde, können die technischen Vorbereitungen getroffen werden. Diese sind maßgeblich für eine erfolgreiche Aufnahme und maßgebend für den anfallenden Aufwand in der Nachbearbeitung. Dabei werden folgende Punkte geprüft:

  • Welches Equipment wird benötigt?
  • Wie viele Personen werden für die Aufnahme benötigt?
  • Wo steht welches Set?
  • Welches Mikrofon ist bei welchem Set dabei – wo gibt es wichtige Tonaufnahmen?
  • Akkuwechsel kalkulieren, um ganz wichtige Ereignisse nicht zu verpassen
  • Befestigungen mit Veranstalter abstimmen – Rig verleihen
  • Eigene Befestigungen bauen – in Schramberg beispielsweise eine hängende Kamera
  • Equipment prüfen und vorbereiten – Akkus laden, Speicherkarten leeren, Zubehör
  • SD-Karten und Kameras beschriften um eine Zuordnung zu erleichtern
  • Kameralinsen erneut mit wasserabweisendem Mittel einreiben
  • Fernbedienungen bereits am vorherigen Tag mit Kameras verbinden, Frequenzen für Kamerasets beachten, damit sich diese nicht gegenseitig stören
  • Rucksack mit PowerBanks und bereits angeschlossenen Ladegeräten vorbereiten
  • Ausreichend Zeit für Positionierung und Vorbereitung für Aufnahme einplanen

Während den Aufnahmen von 2017-2020 wurden zwischen zwei und vier Aufnahmesets verwendet.

Bonndorf-Baum, Brunnensprung, hängende Kamera,Ausschnitte aus einem 360-Grad-Video, Foto: Artur Fuss, CC BY 4.0

Kamera- und Mikrofoneinstellungen

Um möglichst viel Bildmaterial für die nachfolgenden Schritte zu haben, sind Bildüberlappungen äußerst wichtig. Die Kameras müssen deshalb so viel Bildmaterial wie möglich aufnehmen, das heißt, dass keine Bildbearbeitungen in der Kamera geschehen dürfen. Das hat zur Folge, dass keine Software-Stabilisierung  (da dabei Bildmaterial auf allen Seiten weggeschnitten wird) und nur sensorfüllende Formate gewählt werden sollen. (16:9 ist bei den verwendeten GoPro-Kameras nur ein Ausschnitt von 4:3). Die angefertigten Aufnahmen hatten die Einstellungen 4:3, 25 Bilder/s, native Kameraeinstellungen und ISO 400.

Die Ausrichtung des Stativs, Mikrofone und Kamerakopfes in Richtung des Geschehens „vorne“ – auf das Stativ zukommend. Die Mikrofone werden auf 4-Kanalaufnahmen eingestellt.

Während den Aufnahmen

Wenn ausreichend Zeit in die Vorbereitungen investiert wurde, verlaufen die Aufnahmen nach Planung, und die vereinbarten Orte werden mit dem zugewiesenen Equipment gefilmt. Als filmende Person stellt man sich in die vordersten Reihen – wenn nicht sogar vor Zäune und Absperrungen mit Absprache der Veranstalter. Während der Bräuche wird versucht, sofern die Umstände es zulassen, das Stativ mitten in den Umzug zu stellen. Das bedeutet, es unter Aufsicht (so gut wie möglich) allein stehen zu lassen und bei drohender Kollision mit Hästrägern oder Wagen aus dem Weg zu nehmen. Falls die Kamera in Mitte des Laufweges stehen kann, ist darauf zu achten, dass Zuschauer oder Kommentatoren nach einiger Zeit nicht zu nah an dem Aufnahmeset stehen und dadurch das Geschehen verdecken. Siehe Bilderserie, oben 360-Grad-Video aufgeklappt in 2D, unten 360-Grad-Video in 360-Grad-Ansicht. Des Weiteren erscheinen Personen aus nächster Nähe sehr präsent im Bild.

Auf den Bildern ebenfalls erkennbar ist, dass manchmal ein Stehenlassen des Stativs aus Sicherheits- und Platzgründen nicht möglich ist. In solchen Situationen musste man als filmende Person direkt am Fuße des Statives bleiben. Im nachfolgenden Bild ist zu sehen, wie groß ein Stativ im Bild vertreten ist, was durch die zusätzliche Präsenz des Filmenden keine größeren Nachteile mit sich bringt.

VR-Bonndorf-Stativ, Foto: Artur Fuss, CC BY 4.0

Die Kamerahöhe wird stetig an das Ereignis angepasst. Bei Choreographien wird über die Köpfe der Mitwirkenden gefilmt (sonst sieht man nur Personen aus nächster Nähe), bei Umzügen wird eher etwas weiter unter dem Geschehen angesetzt ca. auf Kinn- bis Augenhöhe.

Weil es meist keinen zweiten Versuch gibt, müssen gezwungenermaßen alle Kameras gleich eingestellt sein und gleichzeitig aufnehmen, da bereits mit dem Ausfall einer einzelnen Kamera keine 360-Grad-Aufnahme mehr möglich ist. Eine regelmäßige Prüfung der Einstellungen, Speicher und Ladekapazitäten ist deshalb unbedingt notwendig. Äußere Einflüsse wie Helligkeit, Temperatur und Regen müssen berücksichtigt werden. Bei wenig Licht entsteht ein starkes Bildrauschen und bei Regen machen Tropfen auf den Linsen das Bild unbrauchbar. Bei Aufnahme in Innenräumen überhitzen die Kameras sehr schnell und können bereits nach wenigen Minuten aussetzen.

Um Speicherkapazität und Akkuleistung zu sparen, werden die Kameras nur wenn nötig eingeschalten und auch das Stativ nur zu diesem Zeitpunkt ins Geschehen gestellt. Da die Kameras unter Umständen nicht auf die Fernbedienung reagieren, sollte bereits ein paar Minuten vor Beginn der zu filmenden Sequenz die Kamera „scharf“ gemacht werden. Bei absehbaren Längen ist es ebenfalls möglich, die Kameras und das Mikrofon durchgehend laufen zu lassen. Um die Nachbearbeitung und Zuordnung in der Nachbearbeitung leichter zu machen, sollte zu Beginn jeder Aufnahme ein akustisches (Klatschen, lautes Klicken, Ansagen der Szene) und optisches Signal (Blitz, Rotation des Stativs) erfolgen.

Sobald die erste Akkuladung sich den letzten 25% nähert und die Vorführung es zulässt, wird diese durch den zweiten Satz Akkus ersetzt und an die Power Banks angeschlossen. Neben den Kameras müssen auch die Mikrofone stets geladen und eingeschalten werden. Um Übersteuerungen zu vermeiden, muss der Ton in allen Situationen aufs Neue auf ca. -3db ausgepegelt werden. Denn auch bei diesem gibt es nur eine Chance pro Aufnahme.

Die Erfahrung hat gezeigt, dass es sehr empfehlenswert ist, mit mehreren Aufnahmesets zu arbeiten, da viele Fastnachtsbräuche durch ihre einmaligen Ereignisse keine Wiederholung zulassen. Durch die verschiedenen Kamerasets lassen sich Ausfälle kompensieren.

Eine 360°-Aufnahme dagegen zeigt zu jeder Zeit die komplette Umgebung. Sämtliche Belichtung, Equipment, Personal ist sichtbar. Ebenfalls hat man immer eine Aufnahme in Richtung Sonne und eine zum Boden bzw. zu den dunklen Stellen hin.

Der Ausschnitt kann nicht gewählt werden, weshalb es wichtig ist, von Anfang an die richtige Position zu wählen.

Nachtaufnahmen sind wie bei allen Kamerasystemen, besonders aber bei Actioncams wie den verwendeten GoPro-Kameras, nicht möglich, da ein zu starkes Rauschen entsteht. Mit einer guten Ausleuchtung wäre es möglich, allerdings würde das in den 360°-Aufnahmen deutlich sichtbar sein und würde die Bräuche in ihrem Erlebnis beeinflussen.

Anhang

Drehplanaltstätten, Datei: Artur Fuss, CC BY 4.0

Weitere Ergebnisse im Teilprojekt

Bild zum Ergebnis: Lively Exhibition
Digitale Vermittlungstools

Lively Exhibition

Museen der Schwäbisch-alemannischen Fastnacht

Die „Lively Exhibition“ ist ein System zur schnellen und dynamischen Kuration und Produktion von Ausstellungen mit User-Beteiligung für das Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein, 3D-Modellierung.
Bild zum Ergebnis: Masken Touchtable
Digitale Vermittlungstools

Masken Touchtable

Museen der Schwäbisch-alemannischen Fastnacht

Der „Masken Touchtable” in der Dauerausstellung des Fasnachtsmuseums Schloss Langenstein bietet Besucher*innen die Möglichkeit, die gesamten Exponate der Maskensammlung per Drag-and-Drop-Funktion zu erforschen und miteinander zu vergleichen.

Impulse & Tools für die digitale Kulturvermittlung

workbook entdecken!
Consent Management Platform von Real Cookie Banner