StorytellAR – ein Augemented Reality-Prototyp zur interpersonellen Vermittlung
Überblick
Der Prototyp „StorytellAR“ ist der erste Schritt eines Augmented-Reality-Vermittlungstools für Museumsführungen, das neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung und Partizipation eröffnen soll. Mit „StorytellAR“ wird erprobt, wie Guides ihre Erzählungen mit AR-Technologie anreichern und steuern können. Dabei soll auch erforscht werden, wie Besucher*innen aktiver an der Narration der im Museum vermittelten Wissensinhalte teilhaben können. Die Anwendung wurde für das Kulthaus der Abelam, einem Großobjekt aus der Ozeanien-Sammlung des Ethnologischen Museums, prototypisch entwickelt.
Bibliographische Angaben
- Institution
- Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
- Teilprojekt
- (De-)Coding Culture. Kulturelle Kompetenz im Digitalen Raum
- Autor*innen
- Cristina Navarro, Dietmar Fuhrmann
- Veröffentlicht
- 11.10.2019
- Lizenz der Publikation
- CC BY 4.0
- Kontakt
- Timo Schuhmacher
Staatliche Museen zu Berlin
m4p0.m1@smb.spk-berlin.de
Entwicklung
Im Rahmen von Sonderführungen ist der Aktionsradius geschulter Guides begrenzt: Vertiefende Informationen können oft nur erzählerisch angedeutet, nicht aber visuell veranschaulicht werden. Relevante Objektdetails bleiben deshalb bisweilen außen vor. In der Anwendung von AR-Technologien lassen sich die Vermittlungsmöglichkeiten bei Sonderführungen erheblich erweitern. Komplexe Zusammenhänge werden in der Darstellung digitaler Subebenen am Objekt veranschaulicht. Schwer nachvollziehbare Details und ansonsten unzugängliche Bereiche werden für Besucher*innen erfahrbar.
StorytellAR ist ein Werkzeug zur Erweiterung des Museumserlebnisses. Es stärkt die interpersonelle Vermittlung zwischen Guides und Besucher*innen und ist als Verbindungsglied zwischen technischer Innovation und moderner Wissensvermittlung konzipiert. Der mit dem Studio Neeeu GmbH entwickelte StorytellAR-Prototyp diente dazu, diesen Ansatz auf Umsetzbarkeit zu überprüfen.
Vermittlungsziele
Ziel der AR-Anwendung ist es, die Möglichkeiten der interpersonellen Vermittlung für Gruppen digital zu erweitern. Der Einsatz der Technologie eröffnet neue Perspektiven in der musealen Bildungs- und Vermittlungsarbeit – sowohl für Besucher*innen als auch für Guides.
Der Low-Fidelity-Prototyp StorytellAR ist ein erster Schritt zur Entwicklung eines digitalen Instruments, welches das Erlebnis einer Museums-Sonderführung für Gruppen erweitern soll. Im Jahr 2018 wurde StorytellAR für zwei Test-Szenarien entwickelt. Dabei wurden verschiedene Herangehensweisen an den Einsatz von AR-Technologien getestet. Es ging sowohl um die Potenziale der musealen Erzählung als kollektivem Erlebnis, als auch um die Möglichkeiten der Erkundung des Originalobjekts. Im Versuch waren Besucher*innen angehalten, ihre eigenen Geräte (Tablets) zum konstruktiven Austausch mit dem Guide zu nutzen.
Nutzungsszenario 1: Kombination aus mobilen Geräten und Leinwand
Das erste Test-Szenario bestand aus einer AR-Software, die für den Guide und die Besucher*innen mit jeweils unterschiedlichen Funktionen ausgestattet war. Außerdem kamen mobile Geräte (Tablets und Smartphones) sowie eine Leinwand zum Einsatz, auf welche live Bilder übertragen wurden. Die Teilnehmer*innen der Sonderführung zum Kulthaus der Abelam erhielten ein Tablet, über das ein Guide unterschiedliches Material zur Wissensvermittlung einspielen konnte. Der Guide nutzte sein Tablet dabei als Steuerungsinstrument: Es erlaubte ihm, 3D-Objekte mit Bezug zum Kulthaus der Abelam auf der Leinwand zu visualisieren. Die Besucher*innen konnten sich dabei letztlich selbst betrachten – umgeben von digital generierten Subebenen. Der so geschaffene virtuelle Raum lud zur Interaktion mit digitalen Objekten ein.
Nutzungszenario 2: 3D-Digitalisate als Hilfsmittel für Guides
Der Schwerpunkt des zweiten Test-Szenarios lag auf der Erzählung des Guides. Teile des Kulthaus der Abelam, insbesondere die Initiationskammern, sind für Besucher*innen der Sammlung nur eingeschränkt erfahrbar. Mithilfe von 3D-Digitalisaten half die AR-Technologie dabei, diese Lücke zu schließen: Sie bereicherte die Narration des Guides mit zusätzlichen Informationen sowie Perspektiven auf die Kammern und die darin befindlichen Objekte.
Die AR-Anwendung gibt sowohl den Guides als auch den Besucher*innen ein Werkzeug an die Hand, durch das sie ihr Museumserlebnis am Objekt proaktiv und kollektiv gestalten können. Den Guides eröffnen sich neue Möglichkeiten, die Wissensvermittlung digital anzureichern. Den Besucher*innen bieten sich neue Spielarten der partizipativen Mitwirkung.