Vimuki bringt das Museum ins Klassenzimmer

Das Vimuki-Logo mit bunten Formen und einem Bildschirm, aus dem Ritter auf ihren Pferden reiten. Eine Hand hält eine leuchtende Glühbirne.
Das CI von Vimuki vereint neutrale grafische Elemente mit Schwarz-Weiß-Fotografien. Dadurch bleibt die Gestaltung trotz der Integration unterschiedlicher Museen einheitlich, kann aber durch die fotografischen Elemente individualisiert werden, Grafik: Celine Lehnert, CC BY 4.0

Überblick

Vimuki 2.0 ist eine digitale Plattform, auf der Museen aus ganz Deutschland virtuelle Inhalte, wie Live-Touren durch Ausstellungen, 3D-Rundgänge durch das Museum oder auch interaktive Inhalte anbieten können. Diese können durch das Einspielen von Medien wie Filme, 3D-Scans oder interaktive Angebote erweitert werden. Für Lehrer*innen und Schulklassen ist über die Plattform zudem pädagogisches Begleitmaterial zur Vor- und Nachbereitung des digitalen Museumsbesuches abrufbar. Vimuki bietet so einen barrierefreien Zugang zu Ausstellungen und Sammlungen von Museen und richtet sich an Schülerinnen und Schüler. Ein Evaluationstool lässt Rückschlüsse über die Nutzung zu.

Bibliographische Angaben

Institution
Historisches Museum Saar und Historisches Museum der Pfalz
Teilprojekt
VIMUKI 2.0
Autor*innen
Catherine Biasini, Selina Wagner
Veröffentlicht
26.07.2023
Lizenz der Publikation
CC BY 4.0
Kontakt
Catherine Biasini
Historisches Museum Saar / Historisches Museum der Pfalz Speyer
(06232) 132536
vimuki@museum.speyer.de

Entwicklung

Ziel von Vimuki 2.0. ist es, Museen und ihre digitalen Angebote für Schulen im Internet sichtbar und buchbar zu machen. Im Zentrum stehen digitale Live-Touren und digitale didaktische Angebote, die von Museen für Schulen entwickelt werden.

Dazu wurde die Plattform „Vimuki“ basierend auf dem Programm WordPress entwickelt. Hier können Museen ihre Angebote mit Hilfe eines entsprechenden Backend und eines Toolkits für die graphische Gestaltung selbständig einstellen und so eine digitale Visitenkarte anlegen. Das Toolkit gewährleistet ein einheitliches Erscheinungsbild der Angebote der unterschiedlichen Museen.

Um die Plattform für Lehrer*innen attraktiv zu gestalten, stellen verschiedene Suchfunktionen wie eine Landkarte und ein Thesaurus (Klassenstufe, Schultyp, Schlagworte) sicher, dass die Angebote komfortabel gesichtet und ausgewählt werden können. Wurde eine Auswahl getroffen, stehen weitere Informationen zu Ablauf und technischen Voraussetzungen des Angebotes zur Verfügung.

Der Buchungsprozess ist über ein Plugin über die Vimuki Plattform möglich.

Nach der Buchung wird automatisch ein Link zur Teilnahme an der Live-Tour über BigBlueButton (kurz BBB, eine Open-Source-Webkonferenz-Lösung mit Integrationsfähigkeiten für viele führende Lern- und Content-Management-Systeme) generiert. Das Konferenztool wurde hinsichtlich Screendesign und Funktionalität (aus Datenschutzgründen keine Kamera, nur Chatfunktion für Teilnehmer*innen, Aktualisierung des Mediaplayers) an die Bedürfnisse von Vimuki angepasst.

Der Stream über BigBlueButton in das Klassenzimmer wird über einen eigens eingerichteten RMTP Server gehostet.

Entwicklung des Projektes:

Das Projekt wurde vom Historischen Museum Saar initiiert. Im März 2022 kam das Historische Museum der Pfalz Speyer als Tandempartner hinzu.

Das Historische Museum Saar hatte als Initiator des Projektes schon Grundlagen zur Entwicklung der Plattform erarbeitet und diesen Prozess intensiv begleitet. Konzept, Regieplatz und Live-Touren wurden vom Historischen Museum Saar entwickelt.

Das Historische Museum der Pfalz hat sich im Projektverlauf auf die Einrichtung eines Regieplatzes, die Entwicklung von drei Life-Touren und auf Marketing Aktivitäten konzentriert.

Die weitere, gemeinsame Entwicklung des Projektes erfolgte in enger Absprache zwischen den Tandempartnern.

In der ersten Projektphase sollte der Buchungsprozess über das Lernmanagmentsystem ILIAS (eine freie Lernplattform-Software, die es ermöglicht, E-Learning-Materialien bereitzustellen, Kommunikation und Zusammenarbeit unter Lehrern und Schülern zu fördern, Prüfungen durchzuführen und didaktische Strukturen für Kurse zu schaffen) erfolgen. Die Verbindung einer WordPress-Landingpage und ILIAS für die Hinterlegung der Inhalte und den Buchungsprozess wies jedoch Probleme im Handling auf. Gegen den Einsatz von ILIAS sprachen zudem die hohen Folgekosten für Wartung und Betrieb, dass das Programm für die Vimuki-Plattform nicht die richtigen Schwerpunkte setzt, dass die Möglichkeiten der graphischen Anpassung der Nutzeroberfläche nicht den eigenen Anforderungen entsprechen und dass das Backend für die Nutzer*innen nicht intuitiv zu bedienen ist. Auf der Grundlage von Gesprächen mit ILIAS- und WordPress-Experten*innen wurde gemeinsam mit dem Tandempartner, dem Historischen Museum Saar, beschlossen, die in der ersten Projektphase teilweise realisierte Plattform mit dem Lern-Management-System ILIAS nicht weiterzuentwickeln.

Die Umsetzung der Plattform Vimuki mit dem Programm WordPress, das bereits als Landingpage Bestandteil der Plattform war, war aufgrund seiner modularen Bauweise langfristig effizienter. WordPress bietet entsprechende Schnittstellen, professionelle Plugins, Automatisierungen und weitere Vorteile, darunter auch, dass das Backend benutzerfreundlicher ist und die Nutzer*innen aus den Museen sich nur in ein System einarbeiten müssen, um die Inhalte hinzuzufügen.

Inhaltliches Konzept

Zielgruppe der digitalen Livetouren, die auf der Plattform Vimuki zur Verfügung gestellt werden sind Schüler*innen. Daher sollen die Angebote sich an den Interessen und der Mediennutzung der Schüler*innen orientieren.

In Hinblick auf die Schulen und die Einbindung in Lehrpläne ist es entscheidend, relevante Inhalte mit geeigneten didaktischen Methoden zu vermitteln. Bei den Live-Touren setzt Vimuki auf einen Medienmix. Neben der eigentlichen Tour werden 3D-Anwendungen, AR, Videos, erläuternde Bilder und Sounddateien eingesetzt, um vorgestellte Objekte zu kontextualisieren und Zusammenhänge zu erläutern. Entscheidend ist es, auch interaktive Elemente wie z.B. Quizfragen oder kurze Spiele einzubinden.

Das Screendesign von BigBlueButton wurde für die Schüler*innen angepasst. Avatare, die die Schüler*innen selbst wählen können, vertreten aus Datenschutzgründen die Teilnehmer*innen an einer Live-Tour.

Spielerische Elemente wie „Vimuki-Island“ oder ein Avatarmixer erhöhen die Attraktivität der Plattform für Schüler*innen.

Entsprechend den Bedürfnissen der Lehrer*innen soll die Suche von Angeboten auf der Plattform komfortabel und übersichtlich sein, die Informationen zu den Livetouren einen guten Überblick über die Dienstleistung geben und der Buchungsprozess intuitiv und transparent gestaltet sein.

Für die Museen schließlich ist es wichtig, sich auf der Plattform Vimuki angemessen repräsentiert zu sehen. Da die Angebote von den Museen selbständig eingestellt werden, wurde ein intuitiv zu bedienendes Backend entwickelt. Ein Toolkit zur graphische Gestaltung der Angebote sorgt für ein professionelles und einheitliches Bild.

Technisches Konzept

Technisches Konzept Live-Touren:
Um digitale Live-Touren entwickeln und anbieten zu können ist ein stabiles und leistungsfähiges WLAN Voraussetzung.

Einzelne Kasten mit Namen von Programmen und Anwendungen sind mit Pfeilen verbunden. Sie zeigen, wie einzelne Systeme in Vimuki zusammenhängen.
Die Grafik illustriert die Verbindungen und das Ineinandergreifen der unterschiedlichen Anwendungen nach der Umstrukturierung im Tandemprojekt, Grafik: Sebastian Wagmann, CC BY 4.0

Die Tour wird von zwei Personen durchgeführt, einem Guide, der die Live-Tour durchführt und einer weiteren Person, die an einem Regieplatz nach einem Storyboard die eingesetzten Medien zuspielt. Dafür muss die notwendige Technik zur Verfügung stehen: Die Grundausstattung des Regieplatzes besteht aus Laptop, Monitor, Stream Deck und Headset. Als Regiesoftware, die insbesondere auch für Live-Streaming geeignet ist, wurde Open Broadcaster Software (OBS) auf dem Laptop installiert. Die kostenlose Open-Source-Software wurde auch mit Hinblick auf ein möglichst niedrigschwelliges künftiges Onboarding weiterer Museen im Vimuki-Projekt ausgewählt. Der Guide ist mit einem Apple iPhone ausgestattet, mit dem die eigentliche Führung übertragen wird. Ein Gimbal, ermöglicht beim Gang durch den Raum und bei Kameraschwenks „smoothe“ Bewegungen für die Bildübertragung. In der Grundausstattung nutzt der Guide das integrierte Mikrofon des iPhones als Audioeingang. Über kabellose Ohrhörer kann der Guide sowohl die Teilnehmer*innen der Führung als auch die Regiekolleg*in hören. Ein externes Mikrofonsystem mit zwei Audioeingängen kann bei Bedarf eingesetzt werden und ermöglicht z.B. Interviews mit einem Gesprächspartner vor Ort (etwa mit Restaurator*innen oder Kurator*innen). Ein zusätzlicher Laptop gibt dem Guide ein optisches Feedback zur Führung  der Teilnehmer*innen. Um ggfs. Objekte im Depot besonders in Szene zu setzen oder detaillierter betrachten zu können, stehen zwei LED-Leuchten zur Verfügung, die sowohl mobil eingesetzt als auch auf Stativen befestigt werden können.

Eine Frau steht zwischen Regalen und schaut auf ein Handy. Sie filmt sich mit der Handykamera. Hinter ihr sind unterschiedliche Gegenstände aus dem Museum zu sehen.
Für eine Vimuki Führung steht der Guide live für die Schulklasse im Museum oder wie hier in ansonsten unzugänglichen Orten wie dem Museumsdepot, Foto: Julia Paul, CC BY 4.0
Zwei Schüler sitzen vor einem Tablet. Sie nehmen an einer Vimuki-Führung teil.
Vimuki im Schulunterricht. Mit spielerischen Elementen sowohl Führungsinhalt als auch museale Arbeit näherbringen, Foto: Julia Paul, CC BY 4.0
Zwei Frauen sitzen vor einem Bildschirm und einem Laptop. Sie bedienen das Regie-Progrmm für die digitalen Führungen.
Am Regieplatz werden Medien in den Livestream eingespielt und der Chat moderiert, Foto: Julia Paul, CC BY 4.0

Implementierung und Inbetriebnahme

Zur Inbetriebnahme wurde in den Depoträumen des Historischen Museums der Pfalz WLAN eingerichtet und ein Regieplatz installiert. Die Live-Touren werden über einen RTMP-Server mit dem Konferenztool BigBlueButton gestreamt.

Bei der Einrichtung des Regieplatzes und der Durchführung der Livetouren haben wir folgende Erfahrungen gesammelt:

  • Die Einrichtung der Regiesoftware OBS ist intuitiv, allerdings musste für die Übertragung des Tons ein Workaround gefunden werden. Ein virtuelles Kabel stellt sicher, dass die Teilnehmer*innen beim Streaming über BigBlueButton auch den Ton der Medienquellen hören können.
  • In Bezug auf das Handling des iPhones mit einem Gimbal und die Verwendung des Regieprogramms Open Broadcaster Software (OBS) in Verbindung mit dem Stream Deck wurde deutlich, dass Übung durch die Simulation von Führungen notwendig und wichtig ist.
  • Die lange und intensive Nutzung und die damit verbundene starke Beanspruchung der Akkuleistung bestimmter Geräte (Lampen, Gimbal, Smartphone) zeigt, dass das Vorhalten von Alternativgeräten von großer Wichtigkeit ist.
  • Bei der Nutzung von BigBlueButton gab es in der Testphase häufige Verbindungsprobleme, da die Firewall des Museums den Zugriff auf den Server blockierte. Hier sind die notwendigen Freigaben zu erteilen.
  • Während des Live-Streaming gab es Übertragungsstörungen und Verzögerungen, wenn gleichzeitig ein größerer Datentransfer (insbesondere Upload) im Netzwerk stattfand.
  • Während der Testführungen kam es immer wieder zu Problemen beim Streaming von Videodateien. Nach Rücksprache mit der Entwicklerfirma von BigBlueButton, Blindside, liegt das an einer veralteten Version des Mediaplayers. Dieser Bug soll im Rahmen der beauftragten Anpassungen von BigBlueButton behoben werden.
  • Zur Umsetzung der Führungen ist es wichtig, organisatorische und technische Details im Vorfeld zu besprechen: Es muss sichergestellt werden, dass die Schule die notwendigen technischen Voraussetzungen hat, um an einer digitalen Live-Führung teilzunehmen. Dazu wurde vorab eine Handreichung für die Lehrer*innen und Schüler*innen erstellt, die das Vermittlungsformat, das Setup und den Einlogprozess erklärt und auf verschiedene Funktionen des eingesetzten Web-Konferenz-Systems BigBlueButton eingeht.
  • Intern wurden im Vorfeld Testläufe durchgeführt, um Routinen in den Abläufen zu entwickeln und technische Probleme zu identifizieren und zu lösen.

Nachnutzung und Weiterentwicklung

Die Plattform Vimuki steht unter https://vimuki.org mit allen oben beschriebenen Anwendungen zur Nachnutzung zur Verfügung.

Alle entwickelten Komponenten wie die Vimuki-Plattform (WordPress) mit Thesaurus und Buchungsfunktion, der RTMP Server, die für Vimuki angepasste Version von BigBlueButton sowie ein Fragebogen zum Nutzungserlebnis der Schüler*innen stehen zur Nachnutzung bereit.

Auf der Plattform werden zur Nachnutzung Leitfäden und Workflows zur Verfügung gestellt:

  • Einrichtung eines Regieplatzes mit der Regiesoftware OBS
  • Einrichtung eines Regieplatzes mit der Regiesoftware vMix
  • Leitfaden zur Vorbereitung einer virtuellen Livetour für Schüler*innen
  • Leitfaden zur Vorbereitung einer virtuellen Livetour für Lehrer*innen
  • Leitfaden für Museen zur Nutzung des Backend der Vimuki-Plattform
  • Leitfaden zur Erstellung von 3D-Dateien für die Live-Touren

Für Museen, die an einem Onboarding interessiert, aber noch unentschlossen sind, wird ein Hardwarepaket mit der passenden Software zusammengestellt, um Live-Touren in der Praxis zu testen.

Eine Hardeware-Liste gibt eine Orientierung über notwendigen Investitionen um Live-Touren zu entwickeln.

Regieplatz:

  • WLAN
  • Regie-Laptop
  • Zweiter Bildschirm
  • Headset
  • Maus 
  • Stream Deck

Guide

  • WLAN
  • 1-2 Smartphones (je nach Erfordernissen) mit guter Kamera
  • Powerbank
  • Gimbal
  • Mikrophon
  • Kopfhörer
  • Eventuell zusätzlicher Monitor, z.B. Tablet

Software:

  • Browser Google chrome/Firefox
  • Regiesoftware, z.B. OBS oder vMix
  • Virtuelles Kabel
  • Software Streamdeck
  • BigBlueButton (auf Vimuki angepasst)
  • Eventuell AR Viewer
  • Easyfeedback für Befragung der Schüler*innen

Betriebssysteme:

  • Windows
  • iOS

Bereitstellung zur Nachnutzung

Die Quelldateien mitsamt technischer Dokumentation steht anderen Kultureinrichtungen zum Download und zur individuellen Anpassung auf GitHub zur Verfügung. Weitere Elemente der Nachnutzung finden Sie im Anhang dieser Publikation.

Sie sind an der Nachnutzung der digitalen Anwendung interessiert? Bitte wenden Sie sich an Selina Wagner info@vimuki.org Weitere Elemente der Nachnutzung finden Sie im Anhang dieser Publikation.

Erfahrungen

Der Austausch mit Kolleg*innen im Rahmen des Verbundprojektes museum4punkt0, der intensive Austausch mit unserem Tandempartner, dem Historischen Museum Saar und mit allen Dienstleiser*innen zur Entwicklung der digitalen Live-Touren für die Plattform Vimuki hat unsere Kenntnisse bezüglich der Möglichkeiten digitaler Vermittlung erheblich erweitert.

Wir haben uns im Rahmen des Projektes Vimuki um die Entwicklung einer leicht umsetzbaren Livetour bemüht, gleichwohl gilt es bei der Umsetzung einige Punkte zu beachten:

  • Zur Umsetzung der Führungen ist es wichtig, organisatorische und technische Details im Vorfeld zu besprechen.
  • Es muss sichergestellt werden, dass die Schule die notwendigen technischen Voraussetzungen hat, um an einer digitalen Live-Führung teilzunehmen.
  • Im Vorfeld sollten im Museum Testläufe durchgeführt werden, um Routinen in den Abläufen zu entwickeln und technische Probleme zu identifizieren und zu lösen.

Weitere Ergebnisse im Teilprojekt

Bild zum Ergebnis: Vimuki bringt das Museum ins Klassenzimmer
Digitale Vermittlungstools

Vimuki bringt das Museum ins Klassenzimmer

Historisches Museum Saar und Historisches Museum der Pfalz

Vimuki 2.0 ist eine digitale Plattform, auf der Museen aus ganz Deutschland virtuelle Inhalte, wie Live-Touren durch Ausstellungen, 3D-Rundgänge durch das Museum oder auch interaktive Inhalte anbieten können.

Impulse & Tools für die digitale Kulturvermittlung

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