Feste und Bräuche aus neuen Blickwinkeln – Fastnacht trifft VR-Filme
Das Museum Narrenschopf möchte Fastnacht via VR erlebbar machen. Warum wir uns dazu für 360-Grad-Filme entschieden haben und wie wir in die Produktion starten.
Erste Probefotos
Um uns in die Software zur Erstellung von 360-Grad-Fotos und -Filmen tiefer einzuarbeiten, haben wir ein erstes 360-Grad-Bild der Kuppel 3 des Museums Narrenschopf mit einer handelsüblichen DSLR „aus der Hüfte“ (d.h. ohne Stativ und Beachtung des Nodalpunktes) geschossen.
Durch diese ersten, frei Hand geschossenen Aufnahmen, konnten wir uns mit den verschiedenen Lichtverhältnissen in der Kuppel vertraut machen und uns so den Herausforderungen der 360-Grad-Technik stellen.
360-Grad-Testaufnahmen
Im nächsten Schritt haben wir erste 360-Grad-Aufnahmen angefertigt, um uns auf die kommende Fastnachtsaison vorzubereiten. Testobjekt war zunächst das Museum Narrenschopf. Für den Film haben wir mehrere 360-Grad-Panoramen zusammengesetzt, die auf Rechnern und Mobilgeräten betrachtet werden können.
Mit dem Erstellen des ersten virtuellen Rundgangs durch das Museum, überprüfen wir die VR-Kompatibilität der neuesten Geräte. Ziel war es, für eine gefilmte Tour auf dem Tablet und PC als auch auf Smartphones der neusten Generation eine saubere Darstellung zu gewährleisten. Für Android- und Apple-Smartphones wurde hierfür die Virtual Reality-Funktion aktiviert, welche es ermöglicht, die Anwendung auf Virtual Reality-Brillen (z.B. der Zeiss VR One) oder Cardboard-Brillen zu erleben.
Im Nachgang haben wir zahlreiche weitere 360-Grad-Aufnahmen in den verschiedenen Ausstellungsbereichen des Museums angefertigt. Wir testen mit dem so gewonnenen Bildmaterial verschiedene Verfahren des Stitchings und der Bildkorrektur – da diese Arbeitsschritte auch bei der Anstehenden Verarbeitung der 360-Grad-Videos notwendig werden.
Die verwendete Ausrüstung besteht aus einem 360-Grad GoPro Freedom Rig für die Videoaufnahmen, einem Zoom H2N Mikrofon sowie einem Sennheiser AMBEO VR MIC mit einem Zoom H6N für die Tonabnahmen. Das so erstellte immersive Erlebnis besteht aus sechs Videos, die in der Postproduktion zu einem 360-Grad-Video zusammengefügt werden. Zusätzlich werden die mit speziellen 360-Grad-Mikrofonen erstellten Audioaufnahmen aufbereitet und mit dem 360-Grad-Video zusammengeführt. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf den Audioaufnahmen. Diese werden mit den bereits erwähnten 360-Grad-Mikrofonen aufgenommen, so dass es mit Änderung der Blickrichtung möglich wird, sich auch auditiv im virtuellen Raum zu orientieren.
Technik-Check: Erste Videoaufnahmen mit Live-Orchester
In der anschließenden Testphase im Sommer ging es zunächst darum, den optimalen Aufnahmeprozess und die Hardware-Konfiguration zu ermitteln, damit den Aufnahmen zur Fastnacht nichts mehr im Wege steht. Für die Testaufnahmen haben wir beispielsweise eine feierliche Abendveranstaltung, ein Training der Springreiter und eine Probe der Stadtmusik Schramberg in 360-Grad gefilmt und bearbeitet. Diese Aufnahmesituationen decken ein breites Spektrum der zu erwarteten Gegebenheiten ab und bieten uns eine gute Grundlage für unser Vorhaben. Unser Ziel ist es, dass sich die BetrachterInnen in die verschiedenen Brauchtumsarten hineinversetzen können.
Für die hier gezeigten Filmaufnahmen des Schramberger Orchesters verwendeten wir das Freedom-Rig von GoPro. Dieses hat – wie sich bei den Testaufnahmen zeigte – seine Stärken und Schwächen: So ist das komplette Rig wasserdicht und die Kameras sind durch eine Schutzhülle in jeder Situation einsatzbereit. Gerade aber durch die Schutzhülle ist der Abstand der Kameras zueinander etwas größer, womit es vor allem in direkter Nähe der Kamera zu toten Winkeln kommt. Bei diesem Rig sollte man einen Abstand von ca. 1,5m einhalten, damit die einzelnen Kameras das ganze Objekt auch dann erfassen, wenn es aus dem Bildfeld der einen Kamera in das Bildfeld der nächsten Kamera wechselt.
Bei den 360-Grad-Audioaufnahmen musste lediglich auf den Pegel geachtet werden und die Position des VR-Mikrofons im Raum. Die 4-Kanäle wurden in der Postproduktion gleich verstärkt, um einen Raumklang zu ermöglichen.
Im Vergleich zu den 360-Grad-Fotopanoramen erwiesen sich die Videoaufnahmen – wie erwartet – als deutlich komplexer. So ist es in der Nachbearbeitung vor allem wichtig, Übergänge von Bewegungen durch die „Toten Winkel“ zu analysieren und richtig zusammenzufügen. Es ergeben sich dementsprechend für ein langes Video auch viele Sequenzen, die einer sorgfältigen Nachbearbeitung bedürfen, um den gewünschten Effekt der Immersion zu ermöglichen.
Durch die Testphase hat sich gezeigt, welche Gegebenheiten wir für eine gute Aufnahme benötigen. Im nächsten Schritt werden wir die passenden Fastnachtsveranstaltungen auswählen und die dortigen 360-Grad-Video- und -Audio-Aufnahmen vorbereiten.
Beitrag von: Artur Fuss, Jan Brunnenkant