Personas im Museumspark Kalkriese: Ein Tool für viele Typen von Museumsbesucher*innen
Wie erreicht ein digitales Tool unterschiedliche Museumsbesucher*innen? Personas ermöglichen es, das Vermittlungsangebot anhand skizzierter Typen auszurichten.
Im museum4punkt0-Teilprojekt „Tracking the Past – Vom Forschungsfeld zum Erlebnisraum“ entwickeln wir ein digitales Entdecker*innen-Tool für den Museumspark Kalkriese. Dazu bedarf es neben der technischen sowie wissenschaftlichen Aufarbeitung einer vertiefenden Auseinandersetzung mit pädagogischen Inhalten und Ansätzen.
Die digitale Vermittlung erhält eine immer größere Gewichtung in der Bildung. Der richtige Umgang mit dem digitalen Medium ist besonders in diesem Bereich entscheidend. Es reicht nicht aus, einer Person ein Tablet in die Hand zu drücken, mit dem Arbeitsauftrag, etwas zu recherchieren. Dadurch wird kein positiver Lerneffekt geschaffen, es wäre nur eine Ergebnissuche ohne großen Aufwand. Das digitale Medium sollte ein unterstützendes Werkzeug im Prozess der Erkenntnisgewinnung sein und diesen nicht ersetzen.
Für unser „Entdecker*innen-Tool“, in dessen Name schon das Wort Werkzeug („Tool“) steckt, sehen wir genau diesen unterstützenden Charakter. Es soll in Verbindung mit unserem Park stehen und dabei helfen, in die Vergangenheit einzutauchen und das Geschehen vor rund 2000 Jahren nachzuvollziehen. Den Besucher*innen wollen wir die Möglichkeit bieten, unseren Park durch ihre eigenen Schritte und den Blick über die Fläche zu erkunden. Aber gleichzeitig wollen wir eine weitere Ebene bieten, auf der neue Erkenntnisse vermittelt werden können. Sowohl über Spiele als auch Videos, 3D-Animationen oder (ganz klassisch) Texte, wollen wir das Wissen vermitteln und so alle verschiedenen Besucher*innentypen begeistern.
Doch welche Besucher*innentypen lassen sich in unserem Museum überhaut finden? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir uns mit den fünf Besucher*innentypen nach John H. Falk auseinandergesetzt und Personas passend zu unserem Museum erstellt. Dabei sind diese fiktiven Besucher*innen entstanden:
- Der Experte Lars – Er möchte mit seinem Besuch im Museum sein Wissen erweitern. Da er in seiner Freizeit aber schon vieles über die Varusschlacht herausgefunden hat, sind für ihn besonders die neuesten Erkenntnisse interessant. Er möchte hautnah miterleben, wenn der neue Highlight-Fund ausgegraben wird.
- Die Entdeckerin Britta – Sie verbringt ihre freie Zeit gerne damit, unbekannte Orte zu erkunden und neue Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Natürlich plant sie dementsprechend einen Trip in das Varusschlachtmuseum, wenn sie im Radio davon hört. Britta nimmt sich den ganzen Tag Zeit für diesen Ausflug und versucht so viele Angebote wie möglich vor Ort wahrzunehmen.
- Der Jung-Entdecker Finn – Er ist ein aufgeweckter Junge, der bereits in der Schule etwas über die Varusschlacht gelernt hat. Damit er sein Wissen noch erweitern und bei seinen Mitschüler*innen punkten kann, überredet er seine Eltern, mit ihm das Museum zu besuchen. Dort will er alles sehen – in den Park, hoch auf den Turm und auf jeden Fall das Kugelmodell in der Dauerausstellung.
- Der Erfahrungssucher Alex – Er ist auf der Durchreise und sieht das große Schild an der Autobahn. Er wollte schon immer mal das Museum besuchen, eine Stunde hat er Zeit, daher nimmt er die nächste Ausfahrt Richtung Kalkriese. Alex will nicht tief eintauchen, ihn interessieren die Fakten. Wo ist die Maske? Was genau ist hier geschehen? Was ist das Besondere am Schienenpanzerfund?
- Die Vermittlerin Julia – Egal ob mit ihren eigenen Kindern, Familie oder Freunden, Julia möchte, dass jeder den Ausflug als großartiges Erlebnis sieht. Sie ist darauf bedacht, vorab in Erfahrung zu bringen, welche Möglichkeiten es gibt und wie sie den Tag strukturieren kann. Sie will für ihre Begleitung und auch für sich den Tag zu einem Highlight machen.
Die Entwicklung dieser Personas war eine große Hilfe. Anhand der genauen Beschreibungen und Bilder konnte eine Beziehung zu jedem Einzelnen Charakter aufgebaut. Dadurch fiel es deutlich leichter, sich in die Besucher*innen – egal ob Stammgast oder Neuling – hineinzuversetzen und herauszufinden, welche Angebote wir bieten sollten. Um diese Angebote noch besser definieren zu können, haben wir die Methode des „Empathie-Mapping“ angewandt. Bei dieser Methode versetzt man sich in den Charakter einer Persona und schaut, welche positiven und negativen Erlebnisse, welche Hürden aber auch Erfolge bei einem Besuch im Museum wahrgenommen werden. Auf diesen Ergebnissen basierend haben wir Visitor Journeys für jede Persona entwickelt. Diese beschreiben den genauen Ablauf des Besuchs im Museum. Daran konnten wir uns orientieren, um die weiteren Schritte für die Entwicklung des „Entdecker*innen-Tools“ zu gehen.
Die fünf Visitor Journeys bilden jetzt den Grundstein unserer Arbeit. Wir konnten die Inhalte gezielter abstimmen, Touren passend definieren und auch die Benutzeroberfläche der Anwendung designen. Die Personas waren somit ein wichtiger Schritt in der Erarbeitung unseres „Entdecker*innen-Tools“ und spielen auch im weiteren Prozess eine große Rolle, um den Fokus – eine besucher*innenorientierte Anwendung zu gestalten – nicht aus den Augen zu verlieren.
Beitrag von: Hilke Köhler
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